17.12.2014

Zwei Budgets, zwei Massstäbe

Die Rückweisung des Budgets 2015 des Kantons Basel-Stadt (Defizit: 31 Mio. Fr.) durch eine knappe (bürgerliche) Mehrheit des Grossen Rats macht Schlagzeilen. Ganz anders ging es in Allschwil vor einer knappen Woche aus: Das Gemeindebudget mit einem Aufwandüberschuss von 673000 Fr., von den im Gemeinderat vertretenen Fraktionen mit langen Elogen bedacht, wurde fast kritiklos, bei drei Enthaltungen von glp und BDP, durchgewinkt. 

Dabei sind die Verhältnisse durchaus vergleichbar: In beiden Fällen geht es um rund 1% der Steuererträge. Wie in Basel-Stadt hat die Verwaltung in Allschwil in den vergangenen Speck angesetzt und es winkt wegen der kommenden Belastungen - Unternehmenssteuerreform dort, Pensionskassenfinanzierung und Schulbauten hier - ein beträchtliches strukturelles Defizit und eine hohe Verschuldung, die bei einem Zinsanstieg untragbar zu werden droht. Die Einsicht, dass dafür etwas ernsthaftere Anstrengungen nötig sind als die populistische Streichung der kleinen Theatersubvention, ist in der Allschwiler Politik noch nicht angekommen. 

14.12.2014

Eiserner Sparwille: Allschwils Personalaufwand steigt 2015 nur um 2,64%

Kein Witz: So sieht es der Gemeinderat tatsächlich, und eine überwältigende Mehrheit des Einwohnerrates folgt ihm.

Aber der Reihe nach: Das Allschwiler Budget 2015 sieht vor, dass die Lohnsumme des Verwaltungs- und Betriebspersonals um 2,64% steigt. Der Gemeinderat begründete dies zunächst mit den "systembedingten Lohnerhöhungen", nämlich dem sogenannten Stufenanstieg im öffentlichen Lohnsystem. Nun ist es ja so, dass der jährliche Stufenanstieg der Angestellten im öffentlichen Dienst grundsätzlich aufwandneutral ist, wenn die Altersstruktur der Mitarbeiter einigermassen ausgeglichen ist.

Auf den Antrag der glp/BDP-Fraktion hin, die Lohnsumme auf dem Niveau des Vorjahres einzufrieren, was das Defizit glatt halbiert hätte, musste der Gemeinderat denn auch eingestehen, dass der von ihm "kalkulierte" Stufenanstieg (der nicht kalkulierbar ist, weil die Löhne bei künftigen Personalwechseln nicht bekannt sind) in Wirklichkeit nur gerade 0,6% ausmacht.

Bleibt also eine Differenz von 2%. Wie zaubert man am einfachsten eine Erklärung aus dem Hut, wenn sonst auf der Hand liegt, dass fehlender Sparwille die Ursache ist? "Das sind neue Stellen, die Sie hier drin beschlossen haben." Eine Behauptung, die immer zieht, hat doch kaum jemand alle Ratsbeschlüsse der letzten Monate oder gar Jahre im Kopf. Aber dazu ein andermal.

13.12.2014

Theatersubventionen, auch eine Form von Wirtschaftsförderung

Das Niveau der Debatte, die darin mündete, dass Allschwil den kleinen Beitrag ans Theater Basel streicht, war streckenweise beschämend.

Über die Signale, die damit über die Kantonsgrenze ausgesandt werden, will ich hier gar nicht mehr schreiben.

Jedermann mag von den Darbietungen am Theater halten, was er oder sie will. Zumindest ein Argument hätte aber eigentlich auch den Kleinkrämern und Kulturverächtern im rechten Lager einleuchten müssen: Dass die Pharmaunternehmen in unserer Region attraktive Arbeitgeber für hochqualizierte Forscher aus aller Welt sind, ist auch zu einem Teil dem reichhaltigen Basler Kulturleben zu verdanken. Mit guten Löhnen und niedrigen Steuern allein ist der Kampf um die "besten Köpfe" nämlich nicht zu gewinnen.

03.12.2014

Hoch hinaus...

"Basel. The place for international summits" - baslerisches Understatement sieht anders aus. Aber aufgepasst, wer zu hoch hinaus will, hat den Kopf irgendwann im Nebel:

Es ist gewiss eine Ehre für Basel, dass es den OSZE-Gipfel ausrichten darf. Nüchtern betrachtet ist jedoch festzustellen: Die hiesige Infrastruktur mitten in der Stadt ist nicht gerade geeignet für Hochsicherheitsanlässe. Andere Städte mit Messezentren auf der grünen Wiese und repräsentativen Landsitzen sind da besser gerüstet.

Apropos: Das Sicherheitsdispositiv wäre sicher einiges einfacher gewesen, wenn das Galadiner statt in der "Saffere" zum Beispiel auf dem Schloss Ebenrain stattgefunden hätte. Das ist nicht in Basel, könnte man einwenden? Etwas weniger Kantönligeist, bitte: Einen John Kerry interessiert nicht, wo die Kantonsgrenze ist.

Vielleicht hätte man sich dann auch die Peinlichkeit ersparen können, dass unsere Polizeikräfte nicht in der Lage sind, die Sicherheit einer internationalen Konferenz ohne Beizug der Armee zu gewährleisten. Wie das geht, hat die personell wesentlich kleinere irische Polizei am OSZE-Gipfel 2012 in Dublin vorgemacht. Es gibt für Basel noch einiges zu lernen.

02.12.2014

Über Verzichtbares und Unverzichtbares

Es kam, wie es kommen musste: Von allen Positionen, über die an der kommenden Budgetsitzung gestritten werden wird, schlägt ausgerechnet die kleinste die grössten Wellen, nämlich der Beitrag ans Theater Basel. Um vergleichsweise läppische 20'000 Franken geht es. Ob es das wert ist, den grossen Nachbarn zu brüskieren, auf dessen Goodwill Allschwil auch wieder einmal angewiesen sein könnte, wenn es zum Beispiel um die (fragwürdige) Umfahrung Allschwil geht?

Beachtlich ist die lakonische (Nicht-)Begründung, die der Gemeinderat anführt: Man habe "entschieden, die Unterstützung an das Theater Basel einzustellen". Gegenüber der Presse wurde die Gemeindepräsidentin deutlicher: Der Beitrag sei "verzichtbar". Womit sich die Frage stellt: Ist er verzichtbar, weil das Theater verzichtbar ist, oder weil Basel-Stadt sowieso fast alles zahlt? So oder so dürften nicht nur die immerhin gut 400 Allschwiler Theaterabonnenten anderer Meinung sein.